Idle Class müssen wir euch mittlerweile ja nicht mehr groß vorstellen, haben wir euch die fünf Jungs doch letztes Jahr mit ihrer EP „Stumbling Home“ schon wärmstens ans Herz gelegt. Nach einer Bandgeschichte die gerade mal 18 Monate zählt können Idle Class neben dem EP Release auf unzählige kleine und große Clubshows, Supports für Bands wie The Flatliners, Polar Bear Club oder Samiam, einen Vertrag bei dem schwedischen Label Blackstarfoundation, einen Gastauftritt bei Neoparadise und viele neue dazugewonnen Freunde zurückblicken. Innerhalb dieser Zeit haben sie ihren Namen durch unermüdliches Konzerte spielen an die Wände in den Clubs dieses Landes geschrieben und auch dafür gesorgt, dass Münster sich in Sachen Punkrock nicht mehr hinter Städten wie Köln oder Hamburg verstecken muss.
Genug zurückgeschaut! Vor uns liegt ein Albumrelease, nein, ein Debütalbumrelease, das nicht hätte schöner sein können. Und die fünf Münsteraner wurden vorab überhäuft mit positiven Reviews. Besser kann es doch eigentlich nicht laufen, denn der Zeitraum zwischen den vollendeten Aufnahmen und der Veröffentlichung zeichnet sich hauptsächlich durch Warten aus. Es muss sich anfühlen wie ein Arztbesuch mit zu langem Wartezimmeraufenthalt, bei dem Minuten zu Stunden werden und die B-Promis auf den Illustrierten versuchen dich doch zu einem Blick hinein zu verführen. Hinzu kommt noch dieses Gefühl wie auf dem Weg in den Urlaub, irgendwas hat man doch bestimmt vergessen, irgendwas muss doch fehlen! Aber zurückfahren geht jetzt auch nicht mehr. Doch die erste positive Reaktion auf das eigene Werk lässt einen dann aufatmen.
Das Einzige was auf „The Drama’s Done“ vergessen wurde ist das lustige Intro aus dem namengebenden Film von Charlie Chaplin. Dafür wird uns allerdings „Essence Of Every Fight“ als Opener um die Ohren gehauen und Bassist Bunzel kredenzt uns sein kraftvolles Schreiorgan, bis sein „Chorus of Bloodhounds“ in Idle Class’ischer Gangshout-Manier mit einsteigt. Etwas, dass uns neben den zweistimmigen Gesangparts auf dem gesamten Album immer wieder begegnet, wie auch im nachfolgenden „Chances are for Poets“. Hier werden die schnellen, treibenden Parts von dem melodischen Refrain abgelöst und enden in einem Fluss aus gefühlten 50 Stimmen. Es bleibt also gar keine Zeit für Langeweile, denn den Spagat zwischen rauen und melodischen Parts meistern Idle Class auch in Songs wie „Home? Prove it!“ oder „Pass on the Bottle“. Das hymnische „Han shot first“ stellt sich nicht nur als geheimer Favorit heraus, sondern entschädigt auch das fehlende Intro mit dem Satz aus der legendären Star Wars Szene zwischen Greedo und Han Solo, wodurch ich letzendlich einen ganzen Nachmittag damit verbracht habe, mir auf jeglichen Fanseiten reißerische Diskussionen über das „Wer hat zuerst geschossen“-Problem durchzulesen. Da ein aus Notwehr schießender badass Han Solo aber nicht ganz in mein Weltbild passt erquicke ich mich an den von Idle Class besungenen Worten und nehme mir vor die nächste am Boden zerstörte Person die mir begegnet mit den Worten „denk immer daran, Han hat zuerst geschossen!“ aufzumuntern. Damit uns durch die Power, die „The Drama’s Done“ versprüht, aber nicht schon vor dem Ende die Puste ausgeht, schlagen die Fünf mit „Last night I got drunk with Mark Twain“ etwas ruhigere Töne an. Was zunächst durch seine folkige Atmosphäre an einen Chuck Ragan Song erinnert, entpuppt sich als ultimative Hymne an sich selbst.
Don´t make it harder than it is, you know yourself nothing´s worth it but to keep your mind at ease
Zum Ende hin wird noch eine Schubkarre hymnische Phrasen oben drauf gesetzt, teils mit mehr, teils mit weniger Tempo. Und auch wenn die Stimmen mittlerweile Bluten wird kräftig weitergebrüllt. Denn Idle Class haben noch so viel zu erzählen und wollen uns noch so viel mit auf den Weg geben. Damit sind sie auf „The Drama’s Done“ der Philosophie ihrer EP treu geblieben und haben sie sogar in musikalischer Hinsicht durch mehr Abwechslung noch weiter ausgedehnt. Jegliche gesangstechnische Patzer die hier und da kritisiert wurden sind bei so ehrlicher Musik doch leicht zu verzeihen, schließlich erwartet bei Punkrock doch niemand dreistimmiges Aufwärtssingen eines Arpeggios im Kanon.
Der Weg zum Debütalbum ist also trotz hoher Erwartungen geglückt und man kann gespannt auf den nächsten Streich der feinen Leute sein. Lange warten müssen wir bestimmt nicht, Idle Class sind ja eher von der schnellen Sorte.
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