…dann hätte er spätestens jetzt Applaus verdient!
Glücklich sei, wer in einer Stadt mit einem Bahnhof, eine vernünftige Busverbindung zur Verfügung hat oder wahlweise im Besitz von Führerschein und Auto ist. Da all dies bei mir nicht zutrifft, war ich am 26.12.2010 gezwungen gegen 15:00 Uhr die klirrende Winterkälte in Kauf zu nehmen, um nach 4 Stunden des Bus- und Bahnfahrens, sowie des scheinbar unendlich langen Wartens in Schweinfurt einzutreffen. Doch was macht man alleine 1,5 Stunden lang vor einem Konzert? Die Antwort lieferte der Alte Stattbahnhof selbst, denn was wäre er ohne seine stilechte Kneipe!? Nachdem die Hälfte der Wartezeit mit Bier und Buch („Was mich fertig macht ist nicht das Leben sondern die Tage dazwischen“) tot geschlagen war, erinnerte ich mich an meinen ersten Stattbahnhof-Besuch am 09.02.2007. Damals hatten sich ZSK die letzte Ehre erwiesen und in mir die Leidenschaft für Konzerte entflammt.
Die Zeit verstreicht langsam, wenn man alleine ist und umso erfreulicher war es, als kurz nach 20:00 Uhr eine mir bekannte Person die Kneipe betrat. Ehe ich mich versah, hatte Matze auch schon mir gegenüber Platz genommen und mich begrüßt. Nach einem kurzen Plausch verabschiedete er sich auch schon wieder Richtung Bar und ich schlug mit Mühe und Not auch noch die letzten zwanzig Minuten tot.
Nachdem ich sowohl ZSK, als auch Turbostaat im großen Stattbahnhof-Saal gesehen hatte, empfand ich den kleinen Saal zunächst als recht klein – später dann als perfekten Ort für ein Senore Matze Rossi Konzert. Nachdem sich der Saal allmählich gefüllt hatte, betrat eine sichtlich nervöse Nessi mit ihrer Gitarre die Bühne. Wie Jasmin (Lybe – Eine Liebe zur Musik. Punkt.) bin auch ich kein großer Fan von weiblichen Stimmen – und wie Jasmin konnte Nessi auch mich überzeugen. Einzig und allein die Leute mit unbändigem Rededrang in den letzten Reihen haben mit jedem Lied stärker genervt. Es war nun mal ein Akustik-Konzert und wer es da für wichtiger hält, sich über das vergangene Weihnachtsfest oder ähnliches zu unterhalten, der sollte dies meiner Meinung nach in der angrenzenden Kneipe tun.
Dankenswerterweise wurde das Gemurmel immer leiser, als nach einer knappen halben Stunde Matze Rossi mit seiner Akustikgitarre die Bühne betrat. Eine Bühne, über der ein knappes Dutzend Glühlampen hing, von denen zunächst nur jene vier, die sich über Matzes Postion befanden, leuchteten. Mit der Frage „Mögt ihr den Winter?“ griff er beherzt in die Saiten, um mit der Textzeile „Am ersten Wintertag schon warten auf den Sommerwind“ einen wunderschönen Abend einzuleiten. Es dauerte einen Moment bis das Publikum warm wurde und schließlich beim zweiten Stück „Das ist für die Lieblingslieder“ immer lauter mitsang. Spätestens beim vierten Song „Wenn das ein Film wäre“ war auch ich angekommen. Bei der Textstelle „Ja die Liebe muss dann wohl alleine“ stiegen Matzes Bandkollegen Marius, Sven und Tobi ganz langsam und weich ein. Zusammen mit der Zeile „Und wenn das ein Film wäre“, erleuchteten nun auch die restlichen Lampen, die von der Decke hingen. Das Publikum zollte seinen Respekt, indem es die Stelle „dann hätte er spätestens jetzt Applaus verdient“, in eben diesen münden ließ.
Für die nötige Unterhaltung wurde, neben Rossis Ansagen, durch das grandiose Spiel „Wer macht mehr Fehler?“ gesorgt. Dabei lieferten sich Matze und Gitarrist Sven ein spannendes Duell in Sachen Texthängern und Verspielern, was letztendlich unentschieden endete. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, schlüpfte Herr Rossi schließlich sogar für den Song „Dein Elefant“ in jenes Kostüm, das bereits im dazu erschienenen Musikvideo zu sehen war. Doch Matze Rossi wäre nicht Matze Rossi, wenn er neben bereits bekannten Stücken auch unveröffentlichte Werke präsentieren würde. Mit „Als hätten sie mich nie besiegt“ und „Was haben wir dazu gelernt?“ wurde somit der Grundstein zur Vorfreude auf die nächste Online-EP gelegt.
Nach zwei Stunden verließen die vier Herren zum ersten Mal die Bühne, um sich eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Die „Zugabe“-Rufe ließen nicht lange auf sich warten und so betrat Matze erneut nur mit Akustikgitarre bewaffnet die Bühne. Das Publikum war noch lange nicht bereit zu gehen und das machte sich im unglaublich lauten Gesang der Menge bemerkbar. Mein persönliches Highlight bildete der Tagtraum-Song „Balsam“. Auf meinen bisherigen vier Matze Rossi Konzerten war es immer der Song gewesen, den das Publikum am stärksten gefeiert und am lautesten mitgesungen hatte. An jenem 26.12. erinnerte mich die Publikumslautstärke stark an die Liveaufnahmen von Tagtraum. „Das fühlt sich gut an“, kommentierte Matze die Szenerie und man sah ihm an, dass er den Moment genoss. Kaum war das Lied beendet, folgten Songwünsche wie „Sonnenblume“ aus dem Publikum – doch als es mit „Nichts ist verloren“ weiter ging, wurde denen, die Tagtraum nach wie vor nachtrauern wieder bewusst, dass dieses Kapitel ein für alle mal abgeschlossen ist.
Zusammen mit seinen Freunden und Bandmitgliedern Marius, Sven und Tobi beendete Senore Matze Rossi nach zweieinhalb Stunden mit dem Lied „Von Holzschwertern“ das erste seiner beiden Weihnachtskonzerte. Zweieinhalb Stunden, die mir wieder einmal bewiesen, dass ehrliche Musik, die vom Herzen kommt, Balsam für die Seele sein kann…
Unendlich (Solo) – Das ist für die Lieblingslieder (Solo) – Mein Freund und bester Feind (Solo) – Wenn das ein Film wäre – Bald zu Hause – Alles Gute – Einer von den Spinnern – Beste Waffe – Ich lass mir nichts mehr nehmen – Unverwundbar – Dein Elefant – Geist – Ich: Idiot auf meinem Hügel – Das Mädchen, die Rettung der Welt und ich – Lauf Schildkröte, Lauf! – Illusion der Kontrolle – Als hätten sie mich nie besiegt – Du weißt doch noch wie das geht, oder?! – Alles oder nichts – Dreh mich (Solo) – Balsam (Solo) – Schwimmen (Solo) – Nichts ist verloren – Ich hoffe, dass du findest, was du suchst – Was haben wir dazu gelernt? – Von Holzschwertern
Arabell || Pennsocke
Na wenn das alles so ist, wie beschrieben, dann muss ich mir den ja tatsächlich anschauen… 😉
sehr schön geschrieben, gefällt mir sehr!
Lg, Markus