Die Toten Hosen unplugged im Wiener Burgtheater – ein Ereignis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Da nimmt man schon einmal einen Tag nach Abitur-Bekanntgabe eine Zugfahrt von mehreren Stunden, sowie Temperaturen am Rande des Kreislaufzusammenbruchs in Kauf. Und wenn es schon einmal ins Theater geht, kommt man ausnahmsweise auch mal im Kleid zur Veranstaltung…
Der ursprünglich geplante Beginn von 20:00 Uhr verschob sich um 20 Minuten und die Temperatur stieg auch im Inneren immer weiter an. Schließlich war es soweit: Der Vorhang öffnete sich, die Band saß auf ihren Plätzen und Campino begrüßte die anwesenden Fans nahezu schon im Flüsterton. Eröffnet wurde der Abend wie von uns erwartet mit „Strom“, welches zu einem „Und alles fast ohne Strom“ umgedichtet wurde. Es war ein seltsames Gefühl, seine Lieblingsband auf der Bühne zu sehen, aber aufgrund des Gruppenzwangs nicht aufspringen zu dürfen. Im Gegenteil, man bekam sogar noch auf die Mütze, wenn man die Band eine Lautstärkeneinheit zu laut abfeierte. Das war nicht meine Welt!
Umso mehr freute ich mich allerdings über „Das Mädchen aus Rottweil“, welches mir über all die Jahre auf der Unplugged-DVD immer am besten gefallen hatte. Und auch „Ballast der Republik“ war einfach nur traumhaft umarrangiert worden. Dennoch befanden sich trotz lange oder bisher gar nicht mehr gespielter Songs wie „Unsterblich“, „Im Nebel“ und „Europa“ meiner Meinung nach zu viele von Natur aus ruhige Songs im Set. Für Gänsehaut reichte es aufgrund der Temperaturen nicht, aber immerhin für den Kloß im Hals, als Campino „Nur Zu Besuch“ einem 24-Jährigen Toten Hosen Fan widmete, der im Laufe des Nova Rock Festivals eine Woche zuvor an Herzversagen verstorben war.
Gegen Ende des Sets geschah glücklicherweise wieder das Massenphänomen: Die ersten standen auf und innerhalb einer halben Minute stand das halbe Burgtheater. Was für ein befreiendes Gefühl! Und als die Jungs dann als absolutes Highlight „Lasset uns Singen“ anstimmten, war ich trotz seltsamer Stimmung des Publikums wieder mit allen versöhnt. Schade nur, dass Campino gleich ansagte, dass sie diesen Song wohl die kommenden 400 Jahre nicht mehr spielen würden.
Als wir am darauf folgenden Nachmittag nach und nach die halbe Band im Park und auf dem Parkplatz trafen, verrieten Andi und Raphael, dass sie noch an der Setlist geschraubt hatten und so stieg auf die Vorfreude wieder an. Überraschenderweise sah man doch einige Gesichter, die bereits am Vortag im Theater gewesen waren. Wenn schon mal Wien, dann wohl so richtig!
Gleich zu Beginn des Konzertes hatte ich das Gefühl, dass das Publikum an diesem Abend besser gelaunt war. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich mittiger saß und keinen Anschiss wegen zu lautem Mitsingen bekam. Den Anschiss bekamen andere – aber wer setzt sich bitteschön auch mit Ipad auf ein Konzert und glaubt, er könne so den ganzen Abend mitfilmen? Unauffälliger müsste man schon sein.
Besonders gelungen fand ich auch die Cover-Versionen von „Rock Me Amadeus“ und „Das Model“, wobei Pianistin Esther bei letzterem ein gelungenes Solo auf dem Glockenspiel vorführte. Das einzig negative am zweiten Abend, war der erneute Sitzzwang. Doch bereits bei „Tage Wie Diese“ stürmten die ersten Fans nach vorne vor die Bühne und auch ich konnte mich nicht mehr halten. Birgit Minichmayr, die am Vorabend zusammen mit Campino „Auflösen“ zum Besten gegeben hatte, war am zweiten Abend nicht dabei. Dafür aber wieder Maria, die Schwester des Sängers. Sie spielte auch am Donnerstag das Stones-Cover „No Expectations“ und bildete damit eines der Highlights der Wien-Geschichte. Selbst Campino war so begeistert, dass er sie kurzerhand unterbrach, sein Handy aus der Hose zog und die Darbietung seiner Schwester filmte.
Auch beim darauf folgenden „Liebeslied“ ließ es sich Maria nicht nehmen und sang an der einen oder anderen Stelle mit – das musikalische Talent liegt wohl doch hin und wieder in der Familie. Besondere Freude gab es auch aufgrund der Umgestaltung der Setlist in den letzten beiden Zugabeblöcken. Nachdem die am ersten Abend recht langsam vor sich hin plätscherten, wurde am zweiten Abend noch einmal ordentlich auf den Putz gehauen!
Ein persönliches Highlight ist es ja immer wieder, wenn man einmal ins Mikrofon singen darf und umso mehr freute ich mich, dass ich eine „Bonnie und Clyde“-Zeile mit meinem „Gesang“ verunstalten durfte. Der letzte Block war wohl der beste: Auf „Ertrinken“, was wohl definitiv zu meinen Lieblingslieder zählen dürfte, folgte „Mehr Davon“. Abgerundet wurde der Abend dann wie gewohnt mit „You’ll never Walk alone“ und da war mir auch die Location egal: Das ist ein Song, den kann man auch mal auf Schultern sitzend abfeiern!
Vielen Dank an die Band, dass sie auch den jüngeren Fans die Chance gaben, dieses Ereignis noch einmal im Burgtheater erleben zu dürfen. Vielen Dank an das Burgtheater, dass es doch noch an beiden Abenden eine Abendkasse gab. Vielen Dank an Esther & Raphael – ohne euch wäre ein Unplugged nur halb so schön. Und danke an all die, die man wieder gesehen hat!
Arabell
Und vielen Dank für den schönen Bericht! (:
Thanks Arabell,
hätte es für den ersten Abend, war am zweiten nicht, nicht besser verfassen können … war auch zu laut ;o)
LG Torsten
Witzig – ich habe das Konzert ebenfalls beide Abende besucht und finde deine Beschreibungen zu dem jeweiligen Abend sehr gut getroffen! Außerdem denke ich mich genau zu erinnern, wer du sein musst, aus deinen Beschreibungen 😀
Netter Artikel gut geschrieben!
Doch verarscht komm ich mich vor wenn man
a) von vielen liest die zweimal waren
b) selbst nach 3h vor der Burg WO geben musste, da die Gesundheit doch vor einem Konzertbesuch steht
c) es eine Abendkasse gab
Ich wäre gern dabei gewesen!
Ich hoffe die kommen wieder einmal in die Burg!!!
Naja, wenn ich die Chance habe 2x hin zu gehen, nehme ich das doch gerne wahr. Dass das nicht bei allen für Begeisterungsstürme sorgt, muss man dann leider riskieren. Auf die AK zu spekulieren ist immer riskant, am zweiten Abend gingen da wohl auch einige leer aus… Aber so begeistert wie die Hosen von der Location waren… warum denn nicht ein weiteres Mal? 🙂
Die AK war für mich gar kein Thema
hatte vom 5.6. vor der Burg noch die schnauze voll
denn umbringen lass ich mich von sicher nicht von deppen die wie schlachvieh auf eine türe drängen
Ich saß am 1. Tag mittig und fand die Stimmung wiederum besser, als am 2. Tag, wo ich seitlich saß. Mitgesungen hab ich immer, das geht gar nicht anders. Super fand ich ,dass uns keiner am 2. Tag auf unseren sitzplatz zurück schickte, als wir ganz vorne an der bühne standen. Sooooo nah war ich campino noch nie