Letzten Samstag war es also soweit: Nach fast einem kompletten Jahr auf Tour incl. unzähliger Promoreisen sowie Festivals, beendeten die Donots aus Ibbenbüren das bisher erfolgreichste Kapitel namens „The long way home“ in ihrer Bandgeschichte. Wenn man mit einem Lebensabschnitt abschließen möchte, durchläuft man ihn gerne noch einmal in Gedanken: Egal ob im Kölner Luxor, im Karlsruher Substage, beim Rocco del Schlacko oder in der Gorilla Bar in Münster – für die Donots war mir (und einigen anderen Verrückten) im letzten Jahr kein Weg zu weit und jeder dieser Tage wird mir noch lange in Erinnerungen bleiben. So auch Bochum, die Stadt in der die Uhren ein bisschen anders ticken als anderswo: Um 18:00 Uhr begann der Einlass – kurz nach 19:00 Uhr stand der Niederländer Tim Vantol mit seiner Akustik-Gitarre auf der Bühne.
Ich muss zugeben, dass ich seinem Auftritt anfangs recht skeptisch gegenüber stand. Grund dafür war seine Support-Show 3 Monate zuvor im Münsteraner Gleis 22. Dort hatten mich Stimme und Musik zwar stark beeindruckt, doch die Mehrzahl des Publikums hatte ihm nicht die nötige Aufmerksamkeit geboten, sodass keine passende Atmosphäre hatte entstehen können. Doch hier in der Bochumer Zeche war alles anders: Tim stand auf der Bühne, spielte und sang und das Publikum beobachte das Geschehen nahezu fasziniert. Schon beim ersten Lied bekam ich Gänsehaut und beschloss nach einer Handvoll weiterer Songs, mir nach dem Konzert sein Album zu kaufen. Es mag ja hin und wieder vorkommen, dass man aufgrund eines besonderen Moments bei einem Auftritt einer seiner Lieblingsband eine Träne verliert – in den seltensten Fällen geschieht das bereits beim Support-Act. Doch Tim machte es an diesem Abend mit seinen wunderbar ehrlichen Texten möglich…
Nach einer knappen halben Stunde, in der er das Publikum sowohl zum Mitklatschen, als auch zum Mitsingen bewegen konnte, verließ er die Bühne. Ungewohnt früh betraten die Donots sie zwei Stunden nach Einlass ein letztes Mal vor der Pause. Bereits nach dem dritten Song (High & Dry) durfte ich erkennen, dass ich nach zwei Tagen Schonfrist zur Abwechselung auch mal Idioten hinter mir stehen hatte: Wahlweise kreischende Mädchen, die einen Kopf kleiner als ich waren und lauthals „Ausziehen!“ kreischten oder aber betrunkene 2-Meter-Typen, die Ingo immer mit „Guido“ anschrieen und das halbe Konzert über halb auf mir lagen. Herrlich. Doch wo wir gerade schon bei Guido sind: Der Arme konnte einem an diesem Abend wahrhaftig Leid tun! Nachdem der Empfänger an seiner Gitarre nicht mehr so wollte, wie er das tat, musste er auf das gute alte Kabel zurückgreifen. Wer schon Mal eine Donots-Show miterlebt hat, der weiß, dass Guido mit seiner Gitarre alles macht. Alles – Nur nicht ruhig stehen bleiben. Wie ein Vogel in einem Käfig oder ein Hund an der Leine, stand er auf dem rechten Teil der Bühne und entfernte sich, aufgrund der Gefahr sich mithilfe der Kabels quer zu legen, nur in einem Radius von zwei Metern von seinem Mikrofon.
Nach „The Years Gone By“ hielt Ingo einen Moment lang inne und bedankte sich mit einem Blick zu den bekannten Gesichtern in der ersten Reihe bei all denen, die das letzte Jahr über immer und immer wieder zu den Konzerten gekommen waren und widmete uns schließlich „Let it go“- ein Song, der in diesem Moment einfach alles beschrieb.
Keep the Songs in your head and put all the withe noise to rest.
Songs about the times you had. About all the names you won’t forget.
Doch für Sentimentalitäten blieb keine Zeit und ehe wir uns versahen folgte der Live-Song schlechthin: Dead Man Walking. Wie sehr würde ich mir eine Video-Aufnahme der ersten Reihe bei eben diesen Lied wünschen – komplettes Durchdrehen, Mitschreien, Abfeiern. Mein Hintermann war mit meiner Begeisterung für diesen Song sichtlich überfordert, doch das war mir in diesem Moment einerlei. Bei diesem Lied kann man einfach nicht still stehen und so kam es auch, dass das ein oder andere Bandmitglied lachend oder Kopfschütteln zu uns hinuter sah.
Auf eine kurze Verschnaufpause folgten noch einmal „Duck & Cover“, „Ich töte meinen Nachbarn…“ und „We’re not gonna take it“, bevor ein letztes Mal „Good-Bye Routine“ angestimmt wurde. Spätestens jetzt durften die Tränen richtig fließen – nicht etwa aus Traurigkeit, sondern viel mehr aus unendlicher Dankbarkeit. Dankbarkeit für ein Jahr, das hoffentlich irgendwann in ähnlicher Form wieder so verlaufen wird.
Nach dem Konzert erwartete uns am Merch das gleiche Bild wie am Vorabend und so kam es auch, dass es einige Minuten in Anspruch nahm, bis ich mich zwischen Alex und Eike vorbei zu Tim Vantol durchgedrängelt hatte. Als ich Tims Vinyl für läppische 10€ erbeutet und Eike, der mich unbedingt mit seinem Edding bemalen wollte, entflohen war, kehrte ich durch die Menschenmenge hindurch zu unserer Gruppe zurück. Es dauerte nicht lange, bis sich die Band zur Abfahrt bereit machte – kaum waren sie verschwunden, leerte sich der Raum schlagartig und nach und nach konnte man immer mehr bekannte Gesichter entdecken.
Während wir uns noch einmal über die vergangenen Tage austauschten, froren in der Nähe des Tourbusses drei Fans um die Wette, um ihrer Lieblingsband ein selbstgebatiktes Seidentuch, sowie eine Fotocollage zu überreichen. Sehr einfallsreich – die Sachen können die Jungs dann direkt zu der „goldenen Schallplatte“ und der immer weiter anwachsenden Schnaps-Sammlung stellen, die sie bei den letzten Konzerten überreicht bekamen. Ich freu mich schon auf die nächste Tour und kann es gar nicht abwarten, was sich diese Truppe das nächste Mal einfallen lässt – die originelle Schallplatte aus Osnabrück ist ja eh nicht mehr zu toppen…
Kurz vor zwölf machten wir uns auf dem Weg zum Hostel, in dem die eine Hälfte unserer Gruppe untergebracht war, um kurz nach Mitternacht den Tourabschluss und den Geburtstag einer Freundin gebührend zu feiern. Sichtlich erleichtert, endlich die inzwischen zur Disco umfunktionierte Zeche zu verlassen, erwartete uns vor dem Gebäude noch eine Warteschlange, die mindestens doppelt so lang wie die vor dem Konzert sein musste… und seltsamerweise schwirrte mir am laufenden Band „Scheißindiedisco“ von Kraftklub in den Ohren herum….
Nach ganzen sechzehn Konzerten der (wahlweise) Long/Short Way Home/ Hey Ho Let it go-Tour und mehr als 6.823 km hinter mir gelassenen Kilometern, bleibt mir nur noch eines zu sagen: D.A.N.K.E.
Danke an Alex, Eike, Guido, Ingo & Purgen
Danke an die gesamte Crew – insbesondere Marvin!
Danke an Alisa, Effa, Eileen, Jenny, Jule, Katha, Leon, Lucy, Nicole, Susi, Ully und an all die anderen unzähligen Menschen, die ich auf der Tour kennen lernen bzw. wieder sehen durfte! Es war ’ne tierische Zeit mit euch und nun kann ich’s gar nicht mehr erwarten, bis die Film- und Foto-Aufnahmen zur Tour im haptischen Format erscheinen werden!
Changes – Calling – High & Dry – We got the Noise – Blitzkireg Bop (Ramones-Cover) – Forever ends today – This is not a drill – Pick up the pieces – Hello Knife – Room with a view – Today – To hell with love –Teenage Kicks (Undertones-Cover) –The Years gone by – Let it go – Break my stride – Saccharine Smile – Stop the clocks – Whatever happened to the 80s? – Dead man walking – Duck and Cover – Ich töte meinen Nachbar und verprügel seine Leiche (Kassierer-Cover) – We’re not gonna take it (Twisted Sister-Cover) – Goodbye Routine
Arabell ||Pennsocke
Toll, toll, toll, toll, toll, toll! (:
Hierbei muss ich erwähnen: Zu Dead Man Walking mit nur einem Schuh abzugehen, ist übelst der Flash! 😀
Freu mich schon auf die Beatsteaks und wir sehen uns bei einer weiteren Döner Tour hoffentlich (bestimmt) wieder 😀