Hell yeah! Ich hatte eine Woche Ferien und musste dringend etwas unternehmen. So fuhr ich am Freitag, den 05. Oktober einfach mal quer durch Deutschland.
Es war dunkel, als ich den Zug betrat und immer noch viel zu früh, als ich noch vor um 10:00 Uhr in Essen ankam. In allererster Linie war ich glücklich den Tag nicht alleine verbringen zu müssen. Da uns das Wetter gar keinen Gefallen tat, huschten wir zum nächstbesten Starbucks. Das Verlassen des gemütlichen Obergeschosses war einmalig und kurzzeitig, sodass wir erst wieder zur Dämmerung aufbrachen, um den Weg zur Zeche Carl ausfindig zu machen.
Ein paar nervige und von der Hauptstadtfrisur beeindruckte Kinder später: Ankunft! Freunde von Freunden werden zu Freunden. Schön!
Tourstart! Ticket so: Einlass 20 Uhr. Realität so: Beginn 20 Uhr. Huch, also schnell Sack und Pack in die Ecke gefeuert und schon zappelten die Gliedmaßen im Takt zu Willy Fog. Immense Freude meinerseits, die Handvoll anderer bleibt unbeteiligt.
Ich wage die Location und ihre viel zu große Räumlichkeit dafür zu beschuldigen, die verhinterte, dass überhaupt eine intime Atmosphäre entstehen konnte. Der Raum wurde zwar mitsamt einem schwarzen Vorhang um die Hälfte verkleinert, was jedoch die ganze Zeit blieb, war der Anstandsgraben im Übergang vom zunehmendem Publikum zur ziemlich hohen Bühne.
Nach einer guten halben Stunde sollte die Dame Potz an das Geschehen anknüpfen. Lässig spielten sie ihr Set herunter und die allgemeine Laune wurde besser, was hoffentlich nicht nur an dem selbstgebrauten Schnaps names „Ihhbaah“ von Willy Fog lag, den die Band großzügig an alle willige Zuschauer ausschank (die den Schluck im Nachhinein grüßtenteils bereuten).
Fortwährend bestand der restliche Abend aus dem – meiner Meinung nach – besten Album des Jahres, vermischt mit für das Publikum oftmals befremdliche Titel wie Sternzeichen Fuchs, Der Ire war nicht das Problem oder LaLü, dem Aktuellsten der vor kurzem erschienenen Split 7″ mit Love A, die am zweiten Abend den Einheizer spielen durften.
Noch nach dem Konzert machten wir uns auf die Reise in Richtung Aachen. Vor Ort wurden wir mitten in der Nacht von einem netten Herren abgeholt, der uns für die nächsten zwei Nächte ein Obdach ermöglichte. Wir hatten ab jetzt ein eigenes Zimmer mit je einem Bett. Noch nie war kostenlos so luxuriös!
Sah man am nächsten Morgen aus dem Fenster, so setzten sich direkt wieder kleine Wetter-Aggressionen fest. Somit verlebten wir den Tag des 06. Oktobers mit Hilfe vom guten alten Nintendo64. Kulturelle Erlebnisse werden eh überbewertet.
Viel zu zeitig sind wir im Musikbunker angekommen und das Konzert begann erst nach 21:00 Uhr. Dafür war es im Gegensatz zum Vortag schön klein und muckelig dort. Die erste Vorband des Abends „Fjørt“, präsentierte deutschen Hardcore, der zwar inhaltlich kaum verständlich war, aber mir musikalisch sehr zusagte. Es folgten die entzückenden Love A, die mit ihren punkigen Songs unsere Beine zum Zappeln brachten. Der Keller war inzwischen gut gefüllt, und alle Mann lauerten auf Frau Potz.
Die Anspannung entlud sich im Vorderen Teil schon während die ersten Töne durch unsere Ohren fuhren. Mich warf es innerhalb des ersten Liedes schon zurück auf meine vier Buchstaben und die tanzwütigen Leute vor der Bühne hielten bis zum letzten Akkord durch. Endorphinerfüllt und geschafft wankten wir zurück zum Auto.
07. Oktober: Tschüss Aachen, hallo Bielefeld! Nach etlichen, überfüllten Regionalbahnen erreichten wir gegen späten Nachmittag jene Stadt, die Verschwörungstheoretiker gerne mal als ’nicht existent‘ bezeichnen. Wegen Mangels an Bargeld, machten wir uns zwangsläufig erst einmal auf eine ausgiebige Suche nach zweckhaften Maschinen. Vom Erfolg gekrönt, war es ein Leichtes auf Anhieb den Falkendom auszumachen.
Nachdem wir auf Bekannte trafen, mit dem ein oder anderen Bandmitglied schnackten und uns zu guter letzt noch einmal stärkten, begann das Konzert heute mit den nicht vertrauten „Dave & Mighty“. Der eine am Mikrophon, der andere am Synthesizer – doch zusammen coverten sie Bad Religion Songs. Ganz amüsant das Duo, trotzdem war ich froh, als uns Love A noch einmal mit Punkrock beglückten.
An diesem Tag war der Raum wieder etwas ausgedehnt. Es waren viele Leute da, doch die Tanzbeine vor der Bühne wurden vermisst, als Frau Potz eben jene betraten. Da wir schon einiges im Tee hatten, übernahmen wir geradezu einen Teil der Action und plötzlich waren da winzige Circle-Pits, die hauptsächlich aus Frauen bestanden. Der Rest stand anteilslos daneben. Dennoch war es für mich wohl das hinreißenste Konzert, vorallem da Geh, Affe, Geh seine Live-Prämiere feierte.
Und so schnell war das Wochenende auch schon wieder vorbei. Ich stieg um 01:00 Uhr in den letzten Zug nach Berlin und konnte ein paar Stunden später schon wieder die Schulbank drücken. Egal, denn dafür hatte sich der Ausflug allemal gelohnt.
Eileen Neubert.
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